Chopin Biographie, Werke, Bilder, Portraits, Zitate
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Walzer op.69 Nr.1 in As-Dur "Abschiedswalzer"

Als Chopin 1835 nach Dresden kam, besuchte er gleich die Familie Wodzinski. Besonders erfreut war er über das Wiedersehen mit Maria, die er das letzte Mal als Zehn- oder Elfjährige gesehen hat. Doch jetzt stand er einer großgewachsenen, dunkelhaarigen Sechzehnjährigen gegenüber. Ihr Verhalten war eher ruhig und zurückhaltend, was aber auf Chopin großen Eindruck machte und beinahte vom ersten Tag an war er verliebt.

Chopins Verliebtheit schlug sich auch in seiner Musik nieder. Auf Maria Wunsch komponierte er in Dresden für sie einen Walzer As-Dur und schenkte ihr das Manuskript. Dieses Werk wurde posthum von Fontana als Walzer op. 69 Nr.1 herausgegeben. Das Werk hat allerdings keine Ähnlichkeit mit dem wenige Tage zuvor für die Comtesse Thun-Hohenstein komponierten Walzer As-Dur, ebenso wenig mit dem Walzer Es-Dur op.18, den er Maria aus Paris geschickt hatte. Die überbordende Energie und der Humor seiner beiden noch im style-brillant gehaltenen Vorgänger geht ihm gänzlich ab, seine Stimmung ist dagegen zurückhaltend und verinnerlicht (Lento), der Ausdruck von inniger Lyrik, aber ohne jede Oberflächlichkeit.

Ungeachtet der Dur-Tonart lässt sich Chopin nicht davon abhalten, ein ausgesprochen zartes und lyrisches Thema voll intimer Gemütsbewegung zu schreiben. Die wunderschöne Hauptphrase bringt mit ihrer Chromatik jedoch sofort eine tonale Unklarheit mit sich. Der sich in Halbtönen abwärts bewegende Bass tendiert anfangs nach b-moll, und erst gegen Ende der Periode kristallisiert sich As-Dur heraus. Man wird nicht nur von der edlen Schönheit der melodischen und harmonischen Folge ergriffen, sondern auch von der darin enthaltenen Herzlichkeit. Sie wirkt wie eine Geste sanfter, zärtlicher Zuneigung einer geliebten Person gegenüber. Man fühlt sich dabei unweigerlich an den ebenso zärtlichen wie gefühlsvollen Ausdruck (trotz des völlig verschiedenen Klanginhalts) der fallenden Phrase im Larghetto des Chopin Klavierkonzert Nr.2 Klavierkonzerts f-moll erinnert, das unter dem Einfluss der Liebe zu Konstancja Gladkowska entstanden war. Jene von Empfindungen erfüllte Geste wird in diesem Werk an die Gattung beziehungsweise die Form eines Miniaturstücks für den Salon angepasst, und gleichzeitig vervollkommnet sie diese Form, erfüllt sie mit einem tieferen Sinn – mindestens im Thema, denn in den anderen Teilen des Werkes erscheinen eher konventionelle Ideen.

Zusammenfassend kann man über dieses Reiselied für Maria Waodzinska sagen, dass es ein ausgezeichnet gearbeitetes Stück ist, schmerzvoll, sehnsüchtig und mit tröstlichem Mittelteil.

Noten Noten als PDF (SheetMusicArchive.net)

Quellenangaben

  1. Tadeuz A. Zielinski: „CHOPIN – Sein Leben, sein Werk, seine Zeit
  2. Walter und Paul Rehberg: "Chopin - Eine Biographie"

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